Prof. Wilbers zu Gast im Expertenteam LuB

01. Juni 2017 - Alle Kategorien, Zukunft des Lernens

Autor: Chris Hollweg

"Ich weiß, dass ich nichts weiß"

Gemäß Definition ist ein Experte jemand, der auf einem bestimmten Fachgebiet fundiertes Wissen hat. Das bedeutet aber auch, dass er nicht alles weiß, auch nicht zu seinem Fachgebiet. Eine Gruppe von Experten weiß im Idealfall mehr, aber leider auch nicht alles. Das Expertenteam LuB besteht (wie man dem kleinen Vorstellungsfilm in der Rubrik „Team“ entnehmen kann) aus Strategen und Praktikern im Fachgebiet Digitales Lernen. Unser Bewusstsein um unser Nichtwissen (sehr frei nach Sokrates), gerade was die wissenschaftliche Seite anbelangt, brachte uns dazu, mit Prof. Dr. Karl Wilbers von der Universität Erlangen-Nürnberg Kontakt aufzunehmen. 

Industrie 4.0 gibt den Takt vor

Unser Interesse an Professor Wilbers wurde durch seine Veröffentlichungen zu Thema eLearning on the job im Zuge von „Industrie 4.0“ geweckt, also der zunehmenden Verzahnung der industriellen Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Hier finden, auch politisch getrieben durch die „Hightech-Strategie“, bereits heute erstaunliche Dinge statt. Per Tablet oder VR-Brille erlernen Menschen an der Maschine deren Bedienung oder werden durch aktuell nötige Wartungsschritte geführt. Computersysteme analysieren zur Echtzeit Fakten und bieten Entscheidungshilfen an. Mikrokameras senden Live-Bilder aus dem Inneren eines Menschen an die Brille des operierenden Arztes.

Bestandsaufnahme

Aber wie sehen Performance Support und eLearning-on-the-job in einer Branche aus, in der Überwiegend mit PC, Telefon, im persönlichen Gespräch - teilweise noch gestützt durch Papier und Stift - gearbeitet wird? Was macht eine „Dienstleistung 4.0“ aus? Diese spannenden Fragen wollten wir mit Prof. Wilbers klären. Und so luden wir ihn zu uns ein. Erwartungsgemäß hatte er erst einmal eine Menge Fragen an uns, um die Ausgangslage in der Versicherungswirtschaft voll zu erfassen. Und die ist insgesamt schon sehr digital, wenn man einen Vergleich mit anderen Dienstleistungsbranchen zieht. Auch die eLearning-Durchdringung ist vergleichsweise hoch. Allerdings dominieren die klassischen Off-the-job-Formen von eLearning und Blended Learning – geplant, systematisch, auf Vorrat und mit ausgewiesener Lernzeit. Lernen on-the-job, on time und situationsabhängig oder Performance Support spielen bislang eine untergeordnete Rolle. Aber es gibt durchaus Potenzial. Die heutigen technischen Möglichkeiten können dazu beitragen, Informationen, Entscheidungshilfen oder andere Unterstützung zur richtigen Zeit und passend zur Situation an den Mann und an die Frau zu bringen.

Entwicklungspotenzial

Entwicklungspotenzial gibt es vor allem in drei Bereichen:

1. Mitarbeiter-Communities
Projektorganisation und agile Produktentwicklung nehmen zu. Schon aus diesen beiden Gründen lohnt es sich, über die Förderung von Mitarbeiter-Communities nachzudenken.

2. Performance Support im Vertrieb
Kundenbesuchsvorbereitung, das Teilen von Erfahrungen, über Software strukturierte Gespräche, für den Kunden individualisierte Anschauungsmedien oder auch der „zugeschaltete“ Experte sind nur einige Beispiele mit Potenzial für digitale informations- oder Lernunterstützung im Vertrieb.

3. Customer Focused eLearning
Produkte erklären, Bedarfe erläutern, Irrtümer ausräumen – online. Dieser Bereich wird bislang noch sehr stiefmütterlich behandelt. Das mag auch an den technischen Schwierigkeiten liegen, mit denen man vor einigen Jahren noch kämpfen musste – unbekannte Browser-Voraussetzungen beim Kunden, schlechte Bandbreiten usw.
Auch hier gibt es noch einiges zu tun.

Wie geht es weiter?

So ergebnisreich dieses Zusammentreffen auch war, es ist nur ein Anfang. Erfreulicherweise hat sich Prof. Wilbers bereit erklärt, weiter mit uns am Thema zu arbeiten.

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